Psychologische Psychotherapeutin Anne-Christine Mess
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Clown und Humor

„Humor ist die beste Medizin“, sagte Hippokrates, der griechische Arzt und Urvater der Me-dizin. Vermutlich ahnte er nicht, dass er damit auch für unsere postmoderne Zeit gespro-chen hatte, in der es in vielen Gesundheitsbereichen Clowns gibt, die die kranken Menschen erheitern sollen. In Schweizer Spitälern gibt es die ersten fest angestellten Clowns, die auf Kinderstationen erfolgreich zu Verbesserung oder Heilung der jungen Patienten beitragen. In vielen Ländern finden Clowns in ihrem typischen „Spiel“ mit Situationen einen bemerkens-werten Zugang zu alten Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Inzwischen gibt es einen Forschungsbereich, die Gelotologie (altgriech.: Gelos – Lachen), die die Auswirkungen von Lachen und Humor auf Menschen untersucht. Die ermutigenden Ergebnisse haben dazu beigetragen, dass Humor von manchen Psychotherapeuten bei ihrer Arbeit eingesetzt wird.

Äusserst selten bisher wird allerdings in Psychotherapien und Coaching tatsächlich mit der roten Clownnase, die dann auch vom Patienten oder Coachee aufgesetzt wird, gearbeitet. In meiner eigene Ausbildung zum Clown und Improvisations-Schauspieler lag und liegt mein Hauptinteresse in seiner Rolle als Heiler und Konfliktlöser. Diese beiden Aspekte fliessen in die Psychotherapien und Coachings in meiner Praxis mit ein.

In Psychotherapie oder Coaching zu gehen hat auch etwas mit Scheitern zu tun – man hat sein Ziel nicht erreicht: beruflich, privat, gesundheitlich usw. Der Clown nun kann etwas her-vorragend, nämlich Scheitern – und immer einmal mehr aufstehen als er stolpert. Der Clown bewertet dieses Scheitern anders als die meisten Menschen, die sich ein geradliniges Leben wünschen, ihm nacheifern und dann - früher oder später eben mehr oder weniger scheitern. Probleme, seien sie körperlicher, seelischer, finanzieller oder sonstiger Natur haben ja immer auch mit Scheitern zu tun. Etwas ist daneben gegangen, man hat eine Schlappe erlitten. Ein Clown nun kämpft gegen eine solche Schlappe nicht an, sondern ein Scheitern ist für ihn eine Einladung, es neu und anders zu versuchen. „Das Scheitern ist ein enormes Lebensprinzip. Dieses Scheitern zu akzeptieren, ist eine endlose Kraftquelle. Der Clown als Heiler! Der Clown hat diese Kraftquelle für sich entdeckt. Er hat grosse Lust zu scheitern…“ Galli, 2016.

Der Clown – und auch der Clown in uns! - kann uns zeigen, wie wir uns neu orientieren können. Die rote Nase ist dabei ein Signal, aus dem hochtourigen Denken hinein in die Gefühle und den Körper sowie in die eigenen Tiefen der kreativen Möglichkeiten zu kommen und daraus zu mehr Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis zu gelangen. Hieraus können sich für das eigene Leben wieder mehr Entscheidungskraft und Kontrolle sowie eine verstärktes Wohlfühlen und eine grössere Toleranz gegenüber sich selbst und anderen entwickeln.

 

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